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13.04.2016 09:42

Motten meiden das Licht

Die weltweit zunehmende Lichtverschmutzung wirkt sich negativ auf Ökosysteme aus. Wohl am deutlichsten trifft es nachtaktive Insekten. Sie werden von den künstlichen Lichtquellen angezogen und lassen als Folge meist ihr Leben. Eine Studie von Zoologen der Universität Basel, der Universität Zürich und der Eawag zeigt nun, dass städtische Motten gelernt haben, Licht zu meiden. Die Fachzeitschrift «Biology Letters» hat ihre Resultate veröffentlicht.


Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella). Mit Individuen dieser Art wurde die Anlockung durch Licht an Tieren aus lichtverschmutzen und nicht lichtverschmutzen Populationen untersucht (Foto: Florian Altermatt).

Es gibt Insektenarten, die von Licht angezogen werden, und andere, die lichtscheu sind. Sprichwörtlich ist die Anziehungskraft, die Licht auf Motten ausübt. Strassenlaternen und andere künstliche Lichtquellen werden für nachtaktive Insekten wie Motten oft zur Todesfalle. Entweder verbrennen sie an der Lichtquelle oder werden zur leichten Beute für Insektenfresser. So kann die Sterblichkeit von urbanen Insekten 40- bis 100-mal höher sein als diejenige von Populationen in ländlichen Gebieten. 

Künstliches Licht beeinflusst das Ökosystem von Insekten, in dem es ihren natürlichen Tag-Nacht-Zyklus stört und sich auf Verhaltensweisen wie Futtersuche und Fortpflanzung auswirkt. Florian Altermatt und Dieter Ebert haben nun untersucht, ob sich die Motten bereits evolutionär an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst haben. 

Städtische Motten zieht es weniger zum Licht

Unter der Annahme, dass in urbanen Gebieten die natürliche Selektion Motten mit weniger Hang zum Licht begünstigt, untersuchten die Forscher Populationen der Gespinstmotte Yponomeuta cagnagella. Für das Experiment sammelten sie Larven der Mottenart in Gegenden mit wenig Lichtverschmutzung im Schweizer und im Französischen Jura sowie aus stark belasteten Gebieten in und um Basel-Stadt. 

Im Labor testeten die Forscher dann das Verhalten von den rund 1050 geschlüpften Motten auf Lichtquellen. Die Resultate zeigen: Motten aus Populationen, die über mehrere Generationen hoher Lichtverschmutzung ausgesetzt waren, haben eine deutlich geringere Tendenz, sich dem Licht zu nähern als Individuen aus Populationen in wenig verschmutzten Gebieten. Die Studie hält ausserdem fest, dass in beiden Populationsarten die weiblichen Motten signifikant weniger von Licht angezogen wurden als die männlichen.

Darwin‘sche Anpassung an Urbanisierung
Die Resultate der Studie legen nahe, dass die natürliche Selektion das Verhalten der Tiere auf evolutionärer Ebene verändert hat. Obwohl dieser evolutionäre Wandel die erhöhte Sterblichkeit durch künstliches Licht verringert, kann er auch negative Folgen für die Insektengemeinschaft haben. So könnte eine daraus folgende geringere allgemeine Mobilität der Insekten beispielsweise zu weniger Bestäubung von Pflanzen führen. 

Literatur:
Florian Altermatt und Dieter Ebert, Reduced flight-to-light behaviour of moth populations exposed to long-term urban light pollution. Biol. Lett. (2016) | doi: 10.1098/rsbl.2016.0111

Weitere Auskünfte
Florian Altermatt
Universität Zürich
Departement für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften
Tel. +07 222 98 10, E-Mail: florian.altermatt@eawag.ch

Weiterführende Links: http://www.ieu.uzh.ch/en/staff/professors/altermatt.html


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